Freitag, 25. Dezember 2015

Kontakt halten

Ein durchaus gewichtiges Thema: Kontakt halten.

Im Zusammenhang mit Freundschaften wird dies wohl erst dann ein 'Thema', wenn man am Übergang zur Bekanntschaft steht. Es herrscht also eine Wechselwirkung zwischen dem Grad der Freundschaft und der Intensität des Kontaktes. Im Schulalter macht man sich da vermutlich nur marginal Gedanken drum. Erst wenn man gemeinschaftlich mit seinen sozialen Kreisen in die Welt der Erwachsenen tritt, kommt das Problem vermehrt auf.

Welches Problem? Na, dass der Kontakt langsam sporadisch wird und irgendwann sogar unterbricht. Sicherlich, man kann sich wegen unterschiedlicher Weltanschauungen in die Wolle bekommen. Auch das passiert während der Schulzeit nur in rudimentärem Ausmaß. Die wenigsten heranwachsenden haben bis dahin eine nennenswerte Weltanschauung. Es fehlt schlicht die Perspektive. Man muss selbst noch nicht für seinen Unterhalt aufkommen und macht sich entsprechend auch keine Gedanken darüber wie vielleicht die Bedingungen andernorts sein mögen. ... es gibt zu viele Faktoren um sie hier alle aufzuzählen.

Also man kann sich auseinanderleben, weil man recht stur auf unterschiedliche Weltanschauungen beharrt und jede Abweichung von der eigenen als persönliche Affront betrachtet.
Man kann auch einfach terminlich sehr eingebunden sein. Manche arbeiten vielleicht nur tagsüber, andere müssen noch andere Jobs übernehmen und haben so einen sehr zerstückelten Tagesplan, wieder andere haben ggf. schon eine Familie und sind wegen der Kinder nicht mehr so flexibel, der nächste hat vielleicht wechselnd Schicht oder gar nur Nachtschicht. Und letztlich hat man manchmal auch gar keine Lust, weil man schon ausgelaugt ist. Passiert, da kann man ja keinem einen Vorwurf für machen.

Dann tritt folgendes Szenario ein:
A: "Hey, wer kommt Donnerstag mit ins Kino?"
B: "Diesen Donnerstag?"
C: "Welcher Film denn?"
A: "Ja, diesen Donnerstag 'XYZ', läuft um 19:10Uhr. Und, Lust?"
B: "Diese Woche kann ich nicht, in der Schule von Jr. ist Elternabend."
C: "Ach, ne, der Film interessiert mich nicht wirklich."
D: "Klingt cool, aber ich schaffe es nicht bis 19 Uhr."
A: "Hm.... und die Woche danach?"
.....


Was sagt uns dieser Gesprächsfetzen? Klar, A möchte den Film schauen. Man könnte aber auch raus lesen, dass A lieber mit B ins Kino geht als mit D. Hier wird D übergangen. Sollte D die woche drauf nicht so lange beschäftigt sein, hat D Glück und kann auch mitgehen.
Aber hat A überhaupt wahrgenommen, dass D am Gespräch teilgenommen hat? Und Was C betrifft... nun, die Person ist mal ganz außen vor. Der verlierer ist aber E. Wer ist E? Da kommt doch gar kein E vor in diesem Gesprächsfetzen?! Genau! E wird gar nicht erst gefragt. E ist die arme Sau, die später über die Sozialen Medien erfährt, dass seine einstigen Freunde im Kino waren und E nicht berücksichtigt wurde.

E hat jetzt natürlich mehrere Optionen. Beleidigt sein? Geht natürlich immer. Bringt nur nicht viel, wenn schon keiner dran denkt einen einzuladen / zu fragen ob man Zeit / Lust / Interesse an XYZ hat. Man kann sich wieder ins 'Gespräch' bringen, sich melden, selbst Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten machen. Die Leute zu einem gemeinsamen Abend mit Kochen und Filmen oder Spielen einladen. Geht alles. Aber die traurige Wahrheit ist, E steht schon so weit unten in der Prioritätenliste, dass nur wenige sich die Zeit nehmen werden um an solchen Aktivitäten teil zu nehmen. Vorausgesetzt, E bekommt überhaupt eine Rückmeldung.

Wenn E schlau wäre, würde er diesen Haufen Freunde alle sich selbst überlassen und sich neuorientieren. Der Planet ist voll von Menschen, irgendwo müssen auch welche dabei sein, mit denen man was unternehmen kann.
Also, wie kommt E aus dieser Situation?

Und wie ist E überhaupt erst in diese Lage gekommen? Vermutlich war E immer schon recht weit unten auf der Prioritätenliste von A-D und vielleicht auch nur ein nettes Anhängsel von irgendwem, aber nie so richtig Teil der Gruppe. Und vielleicht hat E sich auch von der freundlichen Art von A-D ein wenig täuschen lassen und selbst nie seinen wahren Platz in dieser Gruppierung wahrgenommen - ist alles möglich. Das, und man entwickelt sich halt immer wieder weiter, die Interessen verschieben sich und es zeigt sich, wo überhaupt Interesse und Freundschaft  als Basis vorhanden war.

Natürlich kann man das auch noch auf den Familienkreis ausweiten. Wer auch von der Familie kein 'Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag' oder 'Frohe Weihnachten' bekommt, sollte wirklich über seine Art nachdenken. Vielleicht ist man ja doch ein grummeliger Stinkstiefel? Engstirnig? Oder einfach zu liberal und nervtötend mit seinen optimistischen Reden über die Brüderlichkeit aller Menschen und wie alle an einem Strang ziehen müssen... wer weiß? Oder selbst notorisch zwei Tage vorm Geburtstag aller Verwandten an selbigen zu denken und es am eigentlichen Tag komplett zu vergessen, kann ggf. auch dazu beitragen, dass die anderen, die Verwandten, auf die Idee kommen, man will nix mit ihnen zutun haben. Schon komisch, wie das auch andersrum funktioniert.

Vermutlich gilt auch hier: nur sprechenden Menschen kann geholfen werden! Ok, manche reden so viel, da hilft nur eine Rolle Panzertape....



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